Mein Hund trinkt viel aber warum? Wer seinen Hund kennt und ihn genau beobachtet, dem fallen Veränderungen im Verhalten schnell auf. Dazu gehört natürlich auch ein geändertes Verhalten in der Futter- und Wasseraufnahme. Wenn Sie diesen Artikel lesen, haben Sie vermutlich eine solche Veränderung im Trinkverhalten Ihres Hundes beobachtet, machen sich nun Gedanken, woran es liegen kann, dass Ihr Vierbeiner mehr trinkt als gewöhnlich. Zuerst einmal Entwarnung: Eine gesteigerte Wasseraufnahme bei Hunden ist nicht gleich ein Grund zur Sorge! Selbstverständlich gibt es auch das andere Extrem – Was zu beachten ist, wenn Ihr Hund nicht mehr trinkt, lesen Sie hier.
Wie viel Wasser braucht mein Hund?
Wie viel Wasser Ihr Hund braucht, hängt von vielen äußeren Einflüssen ab. Ist es ein besonders warmer Tag, hat Ihr Hund ausgiebig gespielt und getobt oder waren Sie gemeinsam mit ihm Laufen oder Radfahren, benötigt er mehr Flüssigkeit als an einem kühlen Tag und bei wenig körperlicher Anstrengung. Auch das Futter spielt bei der Frage nach dem Wasserbedarf des Hundes eine große Rolle.
Füttern Sie Trockenfutter, wird Ihr Hund mehr trinken, als wenn Sie ihn barfen oder ihm Nassfutter geben. Aus diesem Grund wird vor allem nach einer Futterumstellung von Nass- auf Trockenfutter gesteigerter Durst bei Hunden festgestellt. Auch nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten, nach Erbrechen oder Durchfall wird Ihr Hund größere Mengen an Wasser zu sich nehmen, ohne dass es sich gleich um eine pathologische Veränderung handeln muss.
Wie viel Wasser trinkt ein Hund am Tag? Welche Wassermenge ist „normal“?
Zuerst einmal ist es wichtig, dass Ihrem Hund zu jeder Zeit frisches Wasser zur Verfügung steht und er die Möglichkeit hat, stets dann zu trinken, wenn es ihm beliebt. Frischwasser zurückzuhalten oder nur bei der Fütterung zur Verfügung zu stellen ist grundsätzlich keine Option.
Als Faustregel gilt, dass ein Hund zwischen 40 und 100 Milliliter Wasser pro Tag und Kilogramm Körpergewicht zu sich nimmt. Ein 20 Kg schwerer Hund sollte umgerechnet also nicht mehr als 2 Liter Wasser am Tag zu sich nehmen.
Machen Sie den Test:
Wie viel Ihr Hund tatsächlich am Tag trinkt, können Sie leicht herausfinden: Messen Sie das Wasser, das Sie Ihrem Hund in seinen Napf geben, genau ab und notieren Sie sich die Menge. Am nächsten Tag geben Sie das verbliebene Wasser aus dem Napf zurück in den Messbecher. So können Sie ganz genau sehen, wie viel Ihr Hund in den vergangenen Stunden getrunken hat. Wenn Sie auf diese Weise und über mehrere Tage ein Wassertagebuch führen, können Sie leicht feststellen, ob Ihr Hund tatsächlich zu viel Wasser zu sich nimmt.
Achten Sie dabei darauf:
- dass die äußeren Bedingungen an den Tagen des Messungen verhältnismäßig konstant sind
- dass kein anderes Tier Zugang zum Napf bekommt
- wie viel Ihr Hund sich in dieser Zeit bewegt hat
- ob er andere Wasserquellen wie Pfützen oder Gartenteiche aufgesucht haben könnte
Mein Hund trinkt zu viel – Was steckt dahinter?
Wenn Sie nach diesem Test festgestellt haben, dass Ihr Hund tatsächlich zu viel trinkt und es keine erkennbaren physiologischen Ursachen dafür gibt, sollten Sie Ihren Tierarzt um Rat fragen. Hinter einer vermehrten Wasseraufnahme können (neben den unbedenklichen physiologischen Ursachen) auch pathologische, also krankhafte Ursachen möglich sein. Zu den häufigsten Differenzialdiagnosen in diesem Fall gehören:
- Blasen- und Nierenerkrankungen
- Diabetes Mellitus
- Morbus Cushing
- Pyometra – eine Gebärmutterentzündung (bei Hündinnen)
In all diesen Fällen muss Ihr Hund schnellstmöglich behandelt werden.
Nierenerkrankungen (Nephropathien)
Die Nieren liegen paarig neben der Wirbelsäule. Ihre Hauptaufgabe ist es den Körper durch Bildung des Harns zu entgiften. Außerdem spielen die Nieren eine wichtige Rolle in der Hormonproduktion: So produzieren sie zum Beispiel das Hormon Erythropoetin, das für die Bildung der roten Blutkörperchen im Organismus zuständig ist. Funktionstüchtige Nieren sind für Ihren Hund also lebensnotwendig.
Arbeiten die Nieren nicht mehr in vollem Umfang, spricht man von einer Niereninsuffiziens oder auch Nierenschwäche, die sich bei Ihrem Hund durch Symptome wie Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Benommenheit zeigen kann. Außerdem ist häufig ein deutlicher Rückgang der Urinmenge feststellbar. Bleibt diese akute Nierenschwäche unbehandelt, kann sie sich zu einer chronischen Niereninsuffiziens entwickeln, die häufig bei älteren Hunden auftritt und sich unter anderem durch einen erhöhten Wasserbedarf, Gewichtsverlust, Krampfanfälle oder Erbrechen zeigt.
Diabetes Mellitus
Eine weitere Ursache für eine erhöhte Wasseraufnahme und Durst ist Diabetes, denn, was viele Tierhalter nicht wissen, ist, dass auch Tiere an Diabetes erkranken können. Besonders von der Stoffwechselerkrankung betroffen sind Hunde und Katzen. Durch einen Mangel an Insulin, steigt der Blutzuckerspiegel und der Organismus versucht, den überschüssigen Zucker über die Nieren auszuscheiden. Typische Symptome sind, neben dem vermehrten Durst und dem damit gesteigerten Harnabsatz, Müdigkeit, Juckreiz sowie Seh- und Sensibilitätsstörungen.
Morbus Cushing
Morbus Cushing oder auch das Cushing-Syndrom ist eine hormonell bedingte Erkrankung der Nebennierenrinde. Ursache der Erkrankung ist eine Überproduktion des Hormons ACTH in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), das die Nebennierenrinde übermäßig stimuliert, sodass diese einen Überschuss an Kortisol produziert. Kortisol wiederum ist ein Stresshormon, das viele wichtige Stoffwechselfunktionen im Körper aktiviert. Auffallend beim Cushing-Syndrom ist ein krankhafter Haarausfall im Bereich des Rumpfes, dünne, trockene Haut, Gewichtszunahme sowie gesteigerter Durst und Harndrang.
Eitrige Gebärmutterentzündung (Pyometra)
Bei Hündinnen kann auch eine Gebärmutterentzündung oder Pyometra für eine gesteigerte Wasseraufnahme verantwortlich sein. Diese Krankheit, die durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen wird, tritt bei Hündinnen die bereits ein oder mehrmals gedeckt wurden seltener auf. Zu den Symptomen gehören Appetitlosigkeit, Lethargie, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Bauchschmerz und ein deutlich gesteigertes Durstgefühl mit einhergehender vermehrter Wasseraufnahme. Wird eine Gebärmutterentzündung nicht behandelt, kann es zu einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Ein Besuch beim Tierarzt ist also auch in diesem Fall unumgänglich.
Nochmal kurz zusammengefasst:
- Wenn Ihr Hund mehr trinkt als gewöhnlich, ist es nicht automatisch ein Grund zur Sorge! Schwankungen im Trinkverhalten sind – wie bei uns Menschen auch – völlig normal und unterliegen verschiedenen Faktoren wie der Temperatur, der Aktivität und dem Futter Ihres Hundes. Man spricht in diesem Fall von physiologischen Ursachen.
- Als Faustregel gilt: 40 bis 100 Milliliter Wasser pro Tag und Kilogramm Körpergewicht Ihres Hundes ist „normal“
- Messen Sie das Wasser, dass Ihr Hund trinkt genau ab und führen Sie über einen begrenzten Zeitraum ein Wassertagebuch, um zu sehen, ob Ihr Hund tatsächlich zu viel Wasser zu sich nimmt
- Wenn Sie daraufhin feststellen, dass Ihr Hund plötzlich und scheinbar grundlos mehr trinkt als zuvor, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen, um mögliche Krankheiten schnell zu erkennen und behandeln zu lassen
Psssstt… füttern Sie eigentlich das richtige Futter?